Circular Economy: ein Wirtschaftsmodell der Zukunft
- 15.01.2025
- News Studiengang
Anna Köhl, Mitgründerin des Beratungsunternehmens endlich.
Warum die Kreislaufwirtschaft jeden Wirtschaftszweig betrifft und was Konsument:innen tun können, um Teil davon zu werden – diese und andere spannende Fragen erörtert Prof. Dr. Bert Neumeister von der FH Kufstein Tirol im Gespräch mit Anna Köhl.
Anna Köhl ist Mitgründerin des Beratungsunternehmens endlich. und unterstützt Menschen, Unternehmen und Organisationen, zukunftsfähigen Wandel zu gestalten. Neben ihrer Arbeit in der Wirtschaft gibt sie Vorträge und Vorlesungen, unter anderem im Bachelorstudiengang Energie- & Nachhaltigkeitsmanagement an der FH Kufstein Tirol. Im direkten Gespräch stellte Sie sich den Fragen von Prof. Dr. Bert Neumeister vom Masterstudiengang Digital Marketing und gab spannende Einblicke in ihre Arbeit:
Erzähl uns bitte etwas über Dich und Deine Arbeit.
Köhl: Ich beschäftige mich seit ungefähr 10 Jahren intensiv mit der Kreislaufwirtschaft, sowohl in der Wirtschaft als auch ein bisschen in der Wissenschaft. Als Mitgründerin von endlich. unterstütze ich Unternehmen, Organisationen, Personen und auch Regionen dabei, nachhaltige und zirkuläre Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das machen wir zum einen durch Beratungstätigkeit, und zum anderen durch die endlich.academy. Hier haben wir ein breites online self-learning Angebot, um tief in die Circular Economy einzusteigen. Ich arbeite auch immer noch an meinem PhD, wobei ich im Moment dafür leider wenig Zeit habe. Hoffentlich irgendwann mal wieder mehr. Mein Ziel ist es, die Transformation hin zu einer regenerativen Wirtschaft greifbar und umsetzbar zu machen – für Unternehmen, Konsument:innen und die Gesellschaft insgesamt.
Was ist Circular Economy und weshalb könnte sie ein Wirtschaftsmodell der Zukunft sein?
Köhl: Ganz simpel gesagt: in einer Kreislaufwirtschaft bleiben alle Ressourcen im Kreislauf. Es ist das Gegenteil zur jetzigen, linearen take-make-waste Wirtschaft, in der Ressourcen nach der einmaligen Nutzung den Großteil ihres Werts verlieren und zu Abfall werden. Es geht um viel mehr als Recycling, sondern um intelligente Produktdesigns, nachhaltige Geschäftsmodelle und verantwortungsvollen Konsum. Sie ist ein Modell der Zukunft, weil sie ökonomische, ökologische und soziale Herausforderungen gleichzeitig adressiert: Sie reduziert den Druck auf natürliche Ressourcen, senkt CO₂-Emissionen und schafft innovative Geschäftsmöglichkeiten.
Betrifft die Circular Economy jeden Wirtschaftszweig?
Köhl: Ja, absolut! Die Circular Economy betrifft jeden Sektor, vom Bauwesen über die Lebensmittelindustrie bis hin zur Mode oder Technologie. Jeder Wirtschaftszweig hat spezifische Herausforderungen, aber auch Potenziale, zirkulär zu handeln. Zum Beispiel geht es im Bauwesen um langlebige Materialien und modulare Bauweisen, während in der Modebranche Reparatur und Second-Hand an Bedeutung gewinnen. Die Vielfalt der Anwendungsfelder macht die Circular Economy so spannend und relevant.
Was können Konsumentinnen und Konsumenten tun, um Teil der Circular Economy zu werden?
Köhl: Konsument:innen können durch bewusste Kaufentscheidungen, Reparieren statt Wegwerfen, Teilen statt Besitzen und die Unterstützung nachhaltiger Unternehmen aktiv zur Circular Economy beitragen. Es geht auch darum, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, weniger Neuware zu kaufen und Recycling richtig umzusetzen. Ich persönlich versuche die Kreislaufwirtschaft auch selber zu leben und muss sagen, ich habe extrem viel Spaß daran! Zum Beispiel habe ich mir vor zwei Jahren vorgenommen, keine neuen Klamotten mehr zu kaufen und eine minimalistische Capsule Wardrobe zu entwickeln. Mittlerweile gibt es tolle online Angebote um pre-loved bzw. second-hand Sachen zu shoppen, aber ich habe auch Freundschaften vertieft, weil ich mir für besondere Anlässe wie Hochzeiten Klamotten leihe. Ich denke, es geht im Großen (Unternehmen) wie im Kleinen (Konsument:innen) darum, die Kreislaufwirtschaft als Chance und nicht als Beengung zu sehen.
Erzähl uns etwas zu einem spannenden Projekt, welches Du kürzlich als Beraterin bei Endlich.co begleitet hast.
Köhl: Wir haben ein Beratungsprojekt im Tourismus, das super spannend ist. Zum einen, da die Kreislaufwirtschaft aus der produzierenden Branche kommt und erst seit kurzem auch im Dienstleistungssektor angewendet wird, zum anderen, weil die Tourismusbranche oft auch vor strukturellen Problemen steht. In dem Projekt merken wir gerade, dass die Kreislaufwirtschaft das Potenzial hat, einige der bestehenden Probleme zu lösen und Perspektiven gibt. Zum Beispiel arbeiten wir mit Upcycling von Hotelzimmern. Anstatt die Zimmer komplett neu und sehr kostspielig zu renovieren, werden nur bestimmte Stücke getauscht und bestehende hochwertige Möbel upgecycelt - etwa durch Abschleifen, neue Farbe oder neue Griffe beispielsweise. So können sowohl monetäre als auch materielle Ressourcen eingespart werden.
Letztes Jahr hatten wir ein Regionalentwicklungsprojekt in Osttirol, bei dem wir mit Open-Innovation und mit KI-unterstützer Ideengenerierung gearbeitet haben. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht.
Was bedeutet für Dich Dein Ansatz Inside the box zu denken?
Köhl: Inside the box zu denken bedeutet für mich innerhalb der planetaren Grenzen zu denken. Wir leben in einer Welt mit begrenzten Ressourcen. Anstatt diesen Fakt zu ignorieren, sehen wir ihn als Bereicherung. Denn in der Begrenzung liegt das Potenzial unbegrenzter Kreativität und großer Chancen. Wir verstehen die sogenannten planetary boundaries nicht als Einschränkung, sondern als Rahmen für Innovation. Ganz im Sinne des mathematischen Prinzips der Faltung: Unendlichkeit kann auch in einem endlichen Raum entstehen. Es geht darum, bekannte Systeme zirkulär zu denken und durch kleine, machbare Veränderungen eine große Wirkung zu erzielen – ohne dabei Perfektion zu priorisieren, sondern pragmatisch und lösungsorientiert zu handeln.
Was machst Du zusammen mit den Studierenden der FH Kufstein Tirol?
Köhl: An der FH Kufstein Tirol arbeite ich mit den Studierenden daran, die Prinzipien der Circular Economy kennenzulernen und praktisch anzuwenden. Wir fokussieren uns auf die Kernprinzipien, zirkuläres Design und Geschäftsmodelle. Es geht nicht nur um Theorie, sondern auch um kreative und innovative Ansätze, um das Gelernte umzusetzen, im besten Fall direkt im Umfeld der Studierenden.
Wo können sich Studierende über deine Angebote informieren?
Köhl: Auf unserer Website www.endlich.co und ich versuche auch auf LinkedIn aktuelle Entwicklungen zur Kreislaufwirtschaft regelmäßig zu posten.
Links:
- endlich. | Website
- Energie- & Nachhaltigkeitsmanagement | Bachelorstudiengang VZ
- Energie- & Nachhaltigkeitsmanagement | Masterstudiengang BB
- Energy & Sustainability Management | Masterstudiengang VZ
- Digital Marketing | Masterstudiengang VZ
- Digital Marketing | Masterstudiengang BB