Der Krise trotzen: So bleiben Familienunternehmen erfolgreich
- 03.12.2024
- Eventrückblick
Fokus auf Familienunternehmen: Spannende Einblicke beim Family Business Day im Festsaal der FH Kufstein Tirol.
Familienunternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft. Doch wie meistern sie Fachkräftemangel und Krisen? Teil 1 der Artikel-Serie zum Family Business Day an der FH Kufstein Tirol liefert spannende Einblicke und praxisnahe Lösungen.
Die wirtschaftliche Situation beherrscht derzeit viele Gespräche in Österreich – und wohl auch über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus. Familienunternehmen spüren die Auswirkungen besonders stark. Was also tun, um sich den radikalen Veränderungen zu stellen? Beim 8. Family Business Day, der am 22. November im Festsaal der FH Kufstein Tirol stattfand, begaben sich hochkarätige Expert:innen, Unternehmer:innen und Forschende auf Spurensuche. Dieser Artikel bildet den ersten Teil einer zweiteiligen Serie über die zentralen Erkenntnisse des Family Business Days.
Erheblicher Nachholbedarf geortet
Zu Beginn der Veranstaltung richtete Prof. (FH) DDr. Mario Situm einleitende Worte an das zahlreich erschienene Publikum. Er umriss das Thema des Tages: Herausforderungen für Familienunternehmen in Zeiten des radikalen Wandels. Situm ging ausführlich auf die sechs Wellen der industriellen Revolution ein, die immer schneller verlaufen. Die derzeitige Welle – die der Digitalisierung – müsse eigentlich schon abgeschlossen sein. Doch laut Situm gebe es in vielen Unternehmen noch erheblichen Nachholbedarf. „Die Grüne Transformation“, so Situm, „ist die nächste Welle, die jedoch in vielen Unternehmen noch zu wenig Aufmerksamkeit erhält.“ In diesem Zusammenhang wies er auf das Projekt GREENE 4.0 der FH Kufstein Tirol hin, das Unternehmen bei der grünen Transformation unterstützen soll.
Für Situm ist es von entscheidender Bedeutung, dass Familienunternehmen nicht nur auf der operativen Ebene gut arbeiten, sondern auch in der Lage sind, langfristig zu bestehen. Ein zentraler Punkt für Familienunternehmen sei, dass sie „über Generationen hinweg weitergegeben werden“, so Situm.
„Strategie ist etwas, was wir heute entscheiden“
Prof. (FH) Mag. Markus Weishaupt, Experte für Unternehmensführung, sprach im Anschluss über die fünf Dimensionen der ganzheitlichen Entwicklung von Familienunternehmen. Besonders betonte er, dass viele Unternehmen Strategie mit Absichtserklärungen verwechseln. „Strategie ist nicht etwas, was morgen passiert, sondern etwas, was wir heute entscheiden“, erklärte Weishaupt. Ein Unternehmen müsse sich seiner Kernkompetenzen bewusst werden, aus denen es seine Wettbewerbsvorteile schafft. Ebenso sei es wichtig, sich klarzumachen, welches Geschäftsmodell zukünftig für Gewinne sorgt.
Auch die Führungskultur wurde thematisiert: „Wenn wir sagen, es gibt eine schlechte Unternehmenskultur in einer guten Führungskultur – dann können wir auch an den Weihnachtsmann glauben“, so Weishaupt. Diese beiden Ebenen – Führung und Kultur – seien untrennbar miteinander verbunden. Führungskräfte stehen oft in einem Dilemma zwischen den Interessen der Mitarbeitenden und denen des Unternehmens. „Es ist noch keine Führungskraft vom Himmel gefallen“, so Weishaupt. Er betonte die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung in Führung und die Bedeutung von Familienverfassungen, in denen klar geregelt wird, was die Familie vom Unternehmen erwartet.
Mit klarer Markenstrategie zum Erfolg
Mag. Daniela Kapelari-Langebner, Geschäftsführerin bei Ölz Meisterbäcker, gab Einblicke in die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das in dritter Generation von der Familie geführt wird. Sie skizzierte den Weg des Unternehmens von einer kleinen Bäckerei zu einer international agierenden Marke mit einem Umsatz von 267 Millionen Euro. Dabei legte sie einen besonderen Fokus auf die Bedeutung von Kontinuität in der Geschäftsführung und der Entwicklung einer klaren Markenstrategie. Nachhaltigkeit spielte ebenfalls eine große Rolle, etwa bei der Verwendung von Eiern aus Freilandhaltung.
Kapelari-Langebner erklärte, dass die Ölz Gruppe in den letzten knapp zwei Jahrzehnten eine klare Vision entwickelt habe, die den Marktfokus verstärkt und die Produktionsweise optimiert habe. Dabei sei es besonders wichtig gewesen, auch die Top-Seller selbst zu produzieren – eine Strategie, die dazu beigetragen habe, die Wertschöpfungsketten direkt im Unternehmen zu halten.