Lernen mit virtueller Realität: Unterricht der Zukunft?
- 19.11.2024
- Eventrückblick
Das hochkarätig besetzte Podium diskutierte über die Zukunft der Bildung mit VR. Von links nach rechts: DI (FH) Ortrun Gröblinger, MSc; Mag. (FH) Christoph Sitar; Prof. (FH) Dr. Mario Döller; Prof. Dr. Maximilian Sailer; Andreas Berger, BSc, MSc.
Virtuelle Realität im Unterricht: Beim Tag der Lehrenden an der FH Kufstein Tirol diskutierten Expert:innen die Chancen und Risiken von VR in der Bildung. Mit Vorträgen, Diskussionen und einer Showcase Area bot die Veranstaltung spannende Einblicke in die Zukunft des Lernens.
Virtuelle Realität (VR) verspricht eine Revolution in der Bildung: Vom virtuellen Ausflug ins Sonnensystem bis hin zur Reise ins Innere des menschlichen Körpers – der Unterricht könnte spannender und interaktiver werden als je zuvor. Doch wo liegen die Chancen dieser Technologie, und welche Risiken könnten entstehen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden am Tag der Lehrenden an der FH Kufstein Tirol, der am 7. November im Festsaal der Hochschule stattfand.
Keynote von Kyösti Koskela: Einblicke in die Welt der VR
Die Veranstaltung begann mit einleitenden Worten von Prof. (FH) Dr. Mario Döller, die das Publikum auf das Thema einstimmten. Anschließend hielt Kyösti Koskela, Teamleiter und Projektmanager des finnischen Spieleentwicklungsteams Clever Simulation Entertainment, die Keynote.
Koskela, dessen Arbeit nach wir vor unter dem Schirm der finnischen Kajaani University of Applied Sciences stattfindet, hat bereits über 100 Lernspiele mit seinem Team entwickelt. Er unterstrich, dass die VR-Technologie weltweit noch in der Entwicklungsphase steckt. Besonders spannend: Die mobile VR-Technologie dominiert mit über 90 Prozent Marktanteil gegenüber der computergestützten Variante.
„Die virtuelle Realität hat eine Schlüsselkomponente, die viele andere Medien nicht haben“, spannt Koskela den Bogen zum Thema des Tages. Denn: Sie bringe Nutzer:innen dazu, die Rolle des Lernspiels sehr schnell zu akzeptieren oder hineinzuschlüpfen. Diese immersive Eigenschaft sei besonders wertvoll im Bildungsbereich, da sie emotionales Lernen fördere und komplexe Inhalte greifbarer mache.
Fachlicher Austausch in der Podiumsdiskussion
Im Anschluss diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium unter der Moderation von Prof. (FH) Dr. Mario Döller über die Zukunft der Bildung mit VR. Die Diskussionsteilnehmenden waren:
- DI (FH) Ortrun Gröblinger, MSc: Leiterin der IT-Abteilung der Universität Innsbruck und Präsidentin des Forums neue Medien in der Lehre Austria (FNMA)
- Mag. (FH) Christoph Sitar: Gründer von Mediasquad, einem Tiroler Unternehmen mit Expertise in Virtual und Augmented Reality
- Prof. Dr. Maximilian Sailer: Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Passau
- Andreas Berger, BSc, MSc: Gründer des Tiroler VR-Startups Innerspace, das Trainingssimulationen für die Pharmaindustrie entwickelt
Die Diskussion begann mit der Frage, wie VR die Bildungslandschaft verändern könnte. Gröblinger sah in der Technologie enormes Potenzial: „Die Welt wird durch diese Möglichkeiten bunter und vielfältiger.“
Sitar hob hervor, dass der Erfolg von VR maßgeblich von einer klaren Zielsetzung abhängt: „Sobald die Fälle identifiziert sind, kann VR äußerst wirkungsvoll sein.“ Er nannte ein Beispiel aus Mexiko, wo VR-Anwendungen halfen, die Eignung von Mitarbeitenden für spezifische Tätigkeiten zu bewerten. Für ihn sind VR und Künstliche Intelligenz die Gamechanger der Bildungsarbeit.
Berger schilderte seine Erfahrungen aus der pharmazeutischen Industrie, die er als sehr traditionell beschreibt. Trotz anfänglicher Skepsis nehme der Einsatz von VR zu: Selbst in konservativen Branchen begännen Unternehmen, das Potenzial neuer Technologien zu erkennen.
Doch auch kritische Aspekte wurden beleuchtet. Sailer wies darauf hin, dass Lehrkräfte oft nicht ausreichend auf den Einsatz neuer Technologien vorbereitet seien: „Selbst die Inhalte, die die Menschen heute lernen, bleiben hinter den Anforderungen der Zukunft zurück.“ Auch eine Übernutzung von VR könne sich negativ auf den Lernerfolg auswirken. Gröblinger ergänzte, dass VR kein Selbstzweck sein dürfe: Es geht darum, sinnvolle Anwendungen zu finden und nur jene Tools einzusetzen, die wirklich Mehrwert bieten.
Showcase Area: Virtuelle Realität hautnah erleben
Neben spannenden Vorträgen und der Diskussion bot eine eigens eingerichtete Showcase Area den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit VR-Technologien vertraut zu machen.
Fazit: Chancen nutzen, Grenzen anerkennen
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass Virtuelle Realität großes Potenzial im Bildungsbereich hat. Sie kann Lerninhalte erlebbar machen und Emotionen wecken, die den Lernerfolg fördern. Gleichzeitig erfordert der Einsatz von VR eine durchdachte Strategie, gut geschultes Personal und eine Abwägung zwischen Nutzen und Risiken.
Mit dem Tag der Lehrenden bot die FH Kufstein Tirol nicht nur eine Plattform für den Austausch von Expertise, sondern auch die Gelegenheit, die Zukunft der Bildung aktiv mitzugestalten – und Technologien wie VR selbst zu erleben.